Neben Haut- und Hasenleim, Fischleim und einfacher Gelatine ist Knochenleim der weit verbreitetste und auch günstigste der organischen Leime. Er wird aus Tierknochen hergestellt und ist seit Jahrhunderten gebräuchlich im Möbelbau. Im Musikinstrumentenbau und bei Restaurierungen wird er auch heute noch verwendet. Er ist zum Furnieren, Bogenbau, Lederarbeiten, der Herstellung von Eisblumenglas und viele andere Anwendungen geeignet.
Er steht bezüglich Festigkeit modernen Leimen in nichts nach. Als natürlicher Stoff passt er besonders zum Werkstoff Holz. Und er ist im Gegensatz zum Weißleim, der ja synthetisches Plastik ist, ein echtes Bioprodukt.
Vorteile:
- Ungiftig und umweltfreundlich. Knochenleim ist ein natürliches Produkt und im Unterschied zu Weißleim und PU-Leimen gesundheitlich völlig unbedenklich.
- Der Leim ist fast unbegrenzt haltbar im getrockneten Zustand. Das gilt sowohl für die Perlen als auch für bereits angerührten wieder getrockneten Leim.
- Er ist reversibel. Leimverbindungen können durch Hitze wieder gelöst werden.
Nachteile:
- Knochenleim ist wasserlöslich. Kein Problem solange man seine Möbel nicht mit in die Badewanne nimmt. Für Anwendungen im Außenbereich gibt es vielleicht bessere Lösungen. Allerdings gilt es auch hier zu bedenken, dass Holz ebenfalls der natürlichen Zersetzung ausgesetzt ist. Man kann Knochenleim durch Zufügen von Casein wasserfest machen.
- Die Verarbeitung ist etwas aufwendiger als bei Weißleim. Muss es schnell gehen ist Knochenleim nicht die erste Wahl.
- Er riecht für manche Menschen etwas unangenehm. Ich empfinde den Geruch auch als unangenehm, es gibt aber wirklich schlimmeres.
Eine Anleitung zur Verwendung von Knochenleim:
Folgende Dinge werden benötigt:
- Knochenleim
- Babyflaschenwärmer
- ein Glas oder anderen Behälter
- Holzstab
- einen Pinsel
- Heißluftfön
Zu beachten gibt es, dass nichts der Materialien zur Verarbeitung des Leims aus Eisen sein sollte; das verfärbt den Leim und macht ihn unbrauchbar.
Verarbeitung:
Man befüllt das Glas mit soviel Knochenleim wie benötigt, gibt etwa dieselbe Menge Wasser dazu und erwärmt das Ganze im Babyflaschenwärmer.
Da das einen Moment dauert, solltest du das in der Werkstatt zuerst machen. Ab und zu umrühren, das war es. Die Konsistenz sollte wie bei anderen Leimen auch nicht zu dick und nicht zu flüssig sein.
Kochen soll der Leim nicht, denn das entzieht Wasser und kann die Klebeeigenschaften mindern. Circa 60 Grad reichen zur Erwärmung.
TIPP: Um den Erwärmungsprozess zu beschleunigen, kann man den Leim vorher eine Stunde oder länger in dem Wasser einweichen.
Bei Holzverleimungen erwärme ich das Werkstück mit einem Heißluftfön. Das sorgt dafür, dass der Leim besser einzieht und sich etwas länger verarbeiten lässt. Knochenleim geliert schnell, wenn er abkühlt. Man kann ihn aber selbst am Werkstück durch Erwärmen wieder verflüssigen.
Den überschüssigen Leim nehme ich gleich mit einem Lappen, den ich unter heißes Wasser gehalten habe, ab.
Nach ca. 15 Minuten ist der Leim trocken; vor hoher Beanspruchung sollte man das Werkstück noch 24 Stunden ruhen lassen.
Ist man fertig mit seinen Verleimungen, lässt man den Leim trocknen. Der Leim wird hart und kann beim nächsten Mal wieder verwendet werden. Hat man eine größere Menge, kann man ihn auf einer Platte ausgießen, um ihn besser trocknen zu lassen und Schimmel zu vermeiden.
TIPP: Damit sich kein Schimmel bilden kann, muss man dem Leim Wasser entziehen. Das erreiche ich, indem ich ihn noch etwas länger und stärker erwärme, sodass er dickflüssig wird.
Weitere Anwendungsmöglichkeiten, die ich getestet habe:
- Altes, brüchiges Furnier stärken.
Dazu habe ich den Leim noch etwas mit Wasser verdünnt. Altes Furnier gut erwärmen, verdünnten Leim aufstreichen. Ich habe das Furnier mit dem Leim noch weiter erwärmt, damit der Leim gut durch das Furnier zieht. Mit warmen, feuchten Lappen den Rest abtragen.
Mit dieser Methode kann man altes Furnier stabilisieren.
- Holzkitt herstellen
Die alte Methode mit Leim und Holzstaub Holzkitt herzustellen, funktioniert auch mit Knochenleim wunderbar. Der Vorteil ist, dass diese Version auch Beize besser annimmt. Dazu nimmt man sich ein Schnapsglas o. ä. und mischt den Holzkitt darin an; auch der muss ja wieder erwärmt werden im Babyflaschenwärmer.
Es gilt allerdings anzumerken, das man je nach Holzton, den es zu erreichen gilt, noch Farbpigmente zufügen sollte. Das ist natürlich alles schon umständlicher als fertigen Holzkitt zu kaufen.
Fazit:
Die einzige Einschränkung für mich ist die im Vergleich zu konventionellen Leimen eher aufwendige Verarbeitung. Wenn etwas schnell verleimt werden muss, würde ich auch auf gängigen Leime zurückgreifen.
Ansonsten hat mich Knochenleim absolut überzeugt. Er wird sehr hart und hat eine hohe Klebefestigkeit. Die Verwendung für Massivholzmöbel im Innenbereich, Restaurationsarbeiten, Kinderspielzeug, für alles was umweltfreundliche Materialien erfordert, sehe ich ihn als erste Wahl. Das die Leimverbindungen reversibel sind ist ein weiterer Vorteil, bei denen ein konventioneller Leim nicht mithalten kann.
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