Der Vintage Landhausstil kann man kaufen, viel cooler ist es aber Shabby Chic Möbel selber zu gestalten.
Hübsch und schäbig, dem einen gefällt es, der andere hasst es. Mir gefällt der marode Vintage Look, deswegen wollte ich es selbst einmal ausprobieren.
Es gibt mehrere Methoden das zu erreichen. Ich gehe hier auf die Technik streichen und schleifen ein, da sie für mein Empfinden dem klassischen Shabby Chic entspricht. Bilder gibt es weiter unten.
Als Erstes wird natürlich ein passendes Möbelstück aus Holz benötigt. Neu oder alt, lackiert oder Natur belassen ist dabei nicht wichtig. Allerdings würde ich von wertvollen alten Möbelstücken die Finger lassen. Die Unsitte der Shabby Jünger alte und noch gut erhaltene Jugendstil und Biedermeier Möbel zu versauen, in dem man sie einfach weiß anpinselt und etwas daran herumschleift kann ich nicht teilen. Das muss jeder selbst wissen.
Grundlagen zum Shabby Chic
Das Prinzip ist eine dunkle Farbe für die 1. Lackierung und eine helle Farbe für die 2. Lackschicht.
Die zweite Schicht wird dann teilweise weggeschliffen. So entsteht der Kontrast, den wir brauchen. Das funktioniert natürlich auch umgekehrt. Es ist auch eine dritte Farbschicht möglich. Nur einen Hauch von einer weiteren Farbe bekommst du auch, indem du einen Pinsel nur mit wenig Farbe benetzt und mit leichten Strichen über das Holz gleitest.
Verschiedene Techniken und Farbkombination am besten an einem Teststück oder Abfallholz ausprobieren.
Der Experimentierfreude und dem eigenen Geschmack sind hier keine Grenzen gesetzt.
Fehler sind nicht schlimm, wir wollen das Unperfekte.
Ich habe für meinen Test einen alten Teetisch genommen.
Zutaten:
- Möbelstück
- Schleifpapier
- Pinsel
- Farbe
Vorbereiten und Schleifen
Lackierte Möbel
Ist das Möbelstück lackiert, muss angeschliffen werden mit 100er 120er oder 180er Körnung. Das hängt von der Lackierung und dem späteren Look ab. Je gröber die Körnung desto gröber der Look. Mit 180er testen und eventuell runtergehen in der Körnung.
Wir wollen die Oberfläche nur anrauen, damit der Lack besser hält. Abschleifen ist aufgrund der deckenden Lackierung nicht nötig.
Abbeizen, um die Lackierung komplett herunter zu nehmen, ist nicht nötig.
Gewachste Möbel
Ist das Möbelstück gewachst muss das Wachs erst einmal abgewaschen werden.
Vorschläge, die ich gefunden habe, sind Terpentin, Nitroverdünner oder Wachsentferner zu verwenden. Erwärmen und das Wachs mit einem Tuch abnehmen schien eine weitere Möglichkeit. Stahlwolle wurde auch einmal erwähnt. Alles ohne Gewähr, das habe ich nicht ausprobiert.

Bei alten Möbeln wird klassisch abgelaugt. Für Shabby Zwecke ist das über das Ziel hinausgeschossen.
Da hier nicht gebeizt wird, sondern nur überlackiert wird, braucht man sich wenig Sorgen zu machen. Die Oberfläche sollte dennoch fettfrei sein. Ich würde es mit entfetten und anschleifen probieren.
Man kann es auch testweise lackieren. Ist die Oberfläche nicht frei, kann das zu ungleichmäßigen Lackierergebnissen führen. Die Kreidefarbe ist auch ganz schnell wieder herunter geschliffen.
Dann muss man nochmal ran oder Isoliergrund (siehe unten) benutzen. Wer ein gewachstes Möbelstück andersfarbig haben möchte, nimmt dafür am besten Dekorwachs. Auch da vorher anschleifen mit 240er Papier.
Geölte Möbel
Ist das Möbelstück geölt, heißt es ebenfalls abschleifen oder abwaschen mit etwas Entfettendem (Wasser, Fettlöser und Bürste). Öl dringt tiefer ins Holz ein als Wachs. Wer danach ölbasierte Lacke benutzt muss beim Schleifen weniger gründlich sein.
Da wir aber wasserbasierte Kreidefarbe benutzen muss ordentlich geschliffen werden, je nachdem wie satt das Holz ist. Ist das Möbelstück alt und kaum mehr ölhaltig reicht rundum anschleifen und es gleich mit Farbe bzw. Grundierung/ Isoliergrund testen. Eine Fläche streichen und trocknen lassen; dann sieht man, ob das so passt.
Erst grob mit 100er oder 120er eventuell ist auch 80er Schleifpapier nötig, danach mit 180er, wer eine glattere Oberfläche mag.
Ist das Möbelstück roh, musst du nach dem Schleifen erst grundieren.
Woran erkenne ich, ob die Oberfläche gewachst oder geölt ist?
Erfahrung. Eine gewachste Oberfläche fühlt sich anders an als eine Geölte. Bei älteren Oberflächen kann man das oft nicht immer treffsicher unterscheiden. Wer dazu Tipps hat, gerne ihn die Kommentare schreiben!
Reinigen
Das Möbelstück gründlich entstauben mit einem Besen abstauben oder mit einem Kompressor abblasen. Mit einem feuchten Lappen abwischen oder abbürsten.
Lackieren
WISSEN LACK:
Acryllack ist wasserbasierter Lack. Solange er feucht ist, kann er problemlos abgewaschen werden. Man kann Arcyllack auch mit Wasser verdünnen, um die Deckkraft zu mindern. Härtet Acryllack aus, ist er wasserfest. Kreidelack ist wasserbasiert.
Dann gibt es noch Kunstharzlack oder Alkydharzlack. Dieser ist lösemittelbasiert. Die Pinsel müssen mit Terpentin oder Universalverdünner gereinigt werden. Er übertrifft den Acryllack in Wasserfestigkeit, Elastizität und Abriebfestigkeit.
Kann man die Lackarten übereinander lackieren?
Nur, wenn es unbedingt sein muss. Bevor man z. B. Alkydharzlack über Acryllack lackiert muss dieser vollkommen durchgetrocknet sein. Da können je nach Lack mehrere Wochen vergehen.
Es gibt Lackarten, die sich dennoch nicht vertragen. Die Folge können fleckige und ungleichmäßige Lackierergebnisse sein.
Wenn ich mir unsicher bin, würde ich das vorher an einem Probestück testen.
Grundierung
Manche benutzen als erstes einen sogenannten Sperrgrund oder Isoliergrund oder eine Schellackgrundierung.
Das ist eine Grundierung, die verhindert, dass der Untergrund in irgendeiner Weise auf die wasserbasierte Farbe abfärbt.
Bei problematischen oder rohen Untergründen ist eine Grundierung nötig. Für mein Projekt war das nicht nötig, da mein erster Anstrich mit Anthrazit erfolgte.
Streichst du gleich mit weiß kann es passieren, dass es sich ohne Grundierung gelb verfärbt.
Trocknungszeiten nach jedem Anstrich beachten!
1. Schicht
Ich habe Kreidefarbe benutzt. Schwarz oder Anthrazit. Es geht auch mit gewöhnlichem Holzlack, manche benutzen auch einfache Wandfarbe oder Lack aus Spraydosen für die erste Schicht.
Üblich für den Landhausstil sind Pastellfarbtöne, eine Regel ist das dennoch nicht. Das knallig bunt auch funktioniert, zeigen die indischen Altholzmöbel, die seit Jahren auf dem Markt sind.
Man kann die Farbe ruhig dick auftragen. Üblicherweise muss man ohnehin zweimal streichen, um die gewünschte Deckkraft zu bekommen.
Darauf achten, dass alle Ecken gut Farbe abbekommen haben; da schleift man später am schnellsten bis auf das Holz durch.
Gut durchtrocknen lassen und Zwischenschliff mit 180er Papier.
2. Schicht
Jetzt kam bei mir weiße Farbe dran. Jetzt nicht mehr so satt streichen, stattdessen lieber mehrmals pinseln. Da die Kreidefarbe wasserbasiert ist, kann sich der erste Anstrich durch Feuchtigkeit wieder anlösen und mit dem zweiten Anstrich vermischen.
Wer es sehr rustikal mag und auf den Crackle Paint Look steht kann die Farbe direkt nach dem Auftragen mit einem Heißluftfön trocknen. Das führt dazu, dass sie aufspringt. Ob das mit einem normalen Föhn auch geht, muss man ausprobieren. Krakelierlack wird auch funktionieren. Ich wollte diesen Look allerdings nicht.
Trocknen lassen.
Schleifen
Das ist der wichtigste Schritt.
Schleifen mit 100er bis 180er Papier von Hand, ist klar. Das musst du ausprobieren, welche Körnung für dich am besten funktioniert; das hängt auch von der Dicke des Farbauftrags ab.
Damit entsteht unser eigentlicher Shabby Chic Look. Man schleift unregelmäßig die zweite Farbschicht weg bis die dunklere erste Schicht wieder zu sehen ist.
Man muss sich da vorsichtig herantasten. Hat man zu viel abgeschliffen, einfach wieder lackieren. Einen schönen Effekt bekommt man, wenn man die Ränder schleift, siehe Bilder.


Versiegelung
Je beanspruchter das Möbelstück, desto besser muss die Versiegelung sein.
Infrage kommen hier nur Wachs für leichten Schutz oder Klarlack.
Ich persönlich bin hier kein Fan von Wachs und benutzte Klarlack. Ein weiterer Grund war, dass ich wieder etwas Glanz haben wollte. Kreidefarbe ist matt. Klarlack gibt es matt, seidenmatt oder glänzend, was einem alle Möglichkeiten offen lässt. Ich habe den glänzenden Klarlack hier mit einem Pinsel aufgetragen.
2-3 Schichten sollte man mindestens auftragen.
Weitere Ideen
- Eine weitere Technik, die ich gesehen habe, ist die Farbe mit einem Schaber oder Spachtel abzukratzen. Das macht man am besten, wenn sie schon leicht angetrocknet ist. Kann man sich hier anschauen.
- Neuere Möbelstücke kann man zusätzlich mit gekauften Holzornamenten verzieren. Anleimen und eventuelle Fugen mit Holzspachtel auffüllen und verschleifen.
- Griffe und Knöpfe kann man ebenso gegen andere austauschen.
So hat man doch einige Möglichkeiten, um sein individuelles Möbelstück zu gestalten.
Das alles hilft, dem alten Landhausstil oder Shabby Chic näherzukommen. Wenn du noch weitere Vorschläge hast, schreibe es mir gerne in die Kommentare.
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